Der KGM Torres Hybrid im ersten Fahrbericht.
Die südkoreanische Marke KGM (KG Mobility) untermauert ihre Wachstumspläne mit neuen Modellen und Antriebsoptionen. Nach dem Actyon als neue Baureihe wird jetzt beim Mittelklasse-SUV Torres (und später auch beim Actyon), zusätzlich zum reinen Benziner, ein Hybridantrieb eingeführt. Dabei handelt es sich um einen sogenannten „Vollhybrid“, der seinen Akku während der Fahrt beim Bremsen und durch Rekuperation auflädt.
Wie funktioniert die Technik?
Für Vortrieb sorgt in den meisten Fällen ein 150 kW (204 PS) starker Elektromotor, der die Vorderräder antreibt. Strom kommt aus einem LFP-Akku (Lithium-Eisenphosphat) mit 1,83 kWh Speicherkapazität. Die Batterie, die wie weitere Teile des Hybridsystems in Zusammenarbeit mit BYD entwickelt wurde, kann nicht nur während der Fahrt beim Bremsen und durch Rekuperation geladen werden, sondern auch vom Benzinmotor. Der 1,5 Liter große Vierzylinder mit 110 kW / 150 PS ist eine Neuentwicklung, mit dem bekannten KGM-Motor hat er nicht viel zu tun. Entwicklungspartner für das Aggregat war, so KGM bei einer Präsentation, ein „führender europäischer Motorenspezialist“. Im seriellen Hybridmodus arbeitet der Verbrenner als Stromlieferant für den Elektromotor, treibt in den meisten Fällen nicht die Räder an. Je nach Tempo und Leistungsabruf stellt eine Überbrückungskupplung den Kraftfluss zu den Rädern her, dann spricht man von einem seriellen Hybrid-Arbeitsprinzip. Ein Getriebe im herkömmlichen Sinn gibt es nicht. Je nach Füllstand des Akkus kann das SUV bis zu 100 km/h rein elektrisch, also auch ohne Stromproduktion durch den Benziner, fahren.
So fährt sich der Hybrid

Soweit die Theorie. Wie fährt sich der KGM Torres Hybrid? Kommen wir ohne Umschweife zum Punkt: Komfortabler, ruhiger und sparsamer als der Benziner, der dafür mit einem günstigeren Preis punkten kann. Nach dem Start stromert der Koreaner los, macht dabei mit der Geräuschkulisse einer SciFi-Straßenbahn auf sich aufmerksam. Allzulange dauert es nicht, bis der Strom aus dem Akku gesaugt ist und der Benziner einspringt. Im Stadtverkehr bemerkt man das vor allem beim Blick auf die Energieflussanzeige. Vibrationen oder Rucke sind nicht zu spüren – ein Vorteil des seriellen Hybrids. Der Vierzylinder läuft mit niedrigen Drehzahlen kaum hörbar. Bei höherem Strombedarf, beispielsweise beim Beschleunigen, steigen Drehzahl von Geräuschkulisse. Aber auch dann wirkt der Hybrid nie hektisch oder überfordert.
Im Vergleich zum Automatik-Benziner mit Frontantrieb wiegt der KGM Torres Hybrid rund 140 Kilogramm mehr. Um das Fahrverhalten anzupassen, wurden die Dämpfer überarbeitet. Der Komfort profitiert von dieser Maßnahme. Querfugen und Kanten im Asphalt werden zwar, vor allem bei niedrigem Tempo, auch weiterhin an der Hinterachse trocken durchgereicht, insgesamt liegt der Hybrid aber satter auf der Straße als der 1.5 T-GDI und federt sanfter ein. Nachschwingen oder starke Wankbewegungen unterbindet das Fahrwerk erfolgreich, gleichzeitig bekommt man ausreichend Rückmeldung über den Fahrbahnzustand. Die Lenkung ist leichtgängig und wirkt bei schnellen Richtungswechseln etwas teigig – für die sportliche Kurvenhatz ist ein sparsames Hybrid-SUV aber eh nicht die erste Wahl.
Wie sparsam ist der Torres?

Für einen Vollhybriden (also einen elektrifizierten Verbrenner ohne externe Lademöglichkeit mit großem Akku wie bei einem Plug-in Hybriden) ungewöhnlich sind die Schaltwippen am Lenkrad zur Einstellung der Energie-Rekuperation. In der höchsten Stufe verzögert das Auto deutlich bis auf einen niedrigen zweistelligen Geschwindigkeitswert. Das hilft bei der Annäherung an Kurven und Abzweigungen. Am Ende des Testtags vertrauen wir dem Bordcomputer bei der Information über den Durchschnittsverbrauch, da die Zeit zum Leerfahren und erneuten Befüllen des 50-Liter-Tanks fehlt. 6,6 Liter je 100 Kilometer stehen auf der Anzeige im Display hinter dem Lenkrad. Dieser Wert liegt nur leicht über der WLTP-Normangabe von 6,1 l/100 km und deutlich unter dem des Benziners mit Automatik. Der hat einen offiziellen Verbrauch von 8,5 l/100 km, bei früheren Tests haben wir knapp unter neun Liter erreicht. Der Torres Hybrid ist spart also alle 100 Kilometer 2,3 bis 2,4 Liter Benzin, bei einer angenommenen Fahrleistung von 10.000 Kilometern somit 230 bis 240 Liter im Jahr.
Erste Klasse in der zweiten Reihe

In seiner 4,71 Meter langen, 1,89 Meter breiten und 1,72 Meter hohen Karosserie bietet der KGM Torres ein großzügiges Raumangebot. Üppig fällt der Kofferraum mit einem Volumen von 703 Liter aus, das sich nach dem Umklappen der Rücksitzlehne auf 1.662 Liter erweitern lässt. Für das Familienglück fehlt leider eine Netztrennwand, die auch bei raumhoher Beladung für Sicherheit bei starken Bremsungen oder im Falle eines Unfalls sorgt.
Im Fond genießt man auch als großer Passagier viel Luft über dem Kopf und vor den Knien. Dank der angenehm hohen Sitzfläche muss man die Beine nicht zu stark anwinkeln. Lüftungsdüsen und USB-C-Anschlüsse erhöhen den Reisekomfort in der zweiten Reihe. Die höchste Ausstattungslinie Lux hält auch Sonnenschutzrollos vor, die bei Bedarf aus der Türverkleidung gezogen werden können.
An den Kopfstützen der Vordersitze kann man Jacken und Taschen aufhängen. Auch ihren eigentlichen Zweck erfüllen die Möbelstücke sehr gut. Man sitzt bequem mit großzügigen Auflageflächen, auch am Rücken. Die Sitzlüftung (im Torres Lux) arbeitet effektiv, das Gebläse ist jedoch arg laut.
Das gilt auch die die Warntöne, die jedes neue Tempolimit, die minimale Überschreitung der Begrenzungen und eine (meist falsch interpretierte) Ablenkung des Fahrers akustisch melden. Über das Menü der Fahrassistenz kann man für Ruhe sorgen, muss die Klicks auf dem Touchscreen des Infotainmentsystems jedoch nach jedem Fahrtantritt neu durchführen. Auch die Klimafunktionen lassen sich nur über das 12,3 Zoll große Display steuern. Ab Werk ist ein Navigationssystem mit TomTom-Daten installiert. Für die Nutzung von Apple CarPlay oder Android Auto muss das Smartphone per Kabel über einen USB-C-Anschluss verbunden werden. Die praktische Ablage mit induktiver Ladefunktion an der Mittelarmlehne kann dann nur der Beifahrer nutzen.
Die Zusammenstellung der unterschiedlichen Materialien sowie die Verarbeitung im Innenraum gefallen auch Menschen mit hohen Ansprüchen. Die Dekorleiste auf dem Armaturenbrett bringt nicht nur Wohnlichkeit ins Cockpit, sondern eignet sich auch gut als Handauflage für die Bedienung des Touchscreen-Displays. Trotzdem würde man sich hier über etwas größere Bedienfelder für mehr Treffsicherheit freuen.
Preise und Ausstattung

KGM bietet den Torres Hybrid ab der zweiten Ausstattungslinie Bliss zu Preisen ab 39.390 Euro an. Damit liegt er 4.000 Euro über dem entsprechenden Benziner. Zur besseren Vergleichbarkeit muss man beim 1.5 T-GDI mit 163 PS die optionale Sechsstufen-Automatik für 2.200 Euro Aufpreis hinzurechnen, der Preisabstand reduziert sich somit auf 1.800 Euro.
Unser Testwagen fährt in der höchsten Ausstattungslinie Lux vor, in der das Modell, als Hybrid, 45.890 Euro kostet. Als Optionen kommen das Panorama-Glasschiebedach (2.200 Euro, mit Öffnungsfunktion) und die Metalliclackierung und „Latte Greige“ (700 Euro, Weiß ist die einzige Gratis-Farbe) hinzukommen. Der Listenpreis summiert sich also auf 48.690 Euro. Angesichts der umfangreichen Serienausstattung, die auch elektrisch einstellbare Vordersitze mit Heizung und Lüftung, Sitzheizung im Fond, elektrische Heckklappe und 20-Zoll-Felgen beinhaltet, ist der Koreaner damit fair kalkuliert – wenngleich fast 50.000 Euro natürlich immer noch viel Geld sind.
Zum Schnäppchen wird der Torres als Sondermodell Essential. Auch hier fehlen keine wichtigen Komfortextras, u.a. sind die Heizung für Vordersitze und Lenkradkranz, Zweizonen-Klimaautomatik, Navigationssystem, adaptive Geschwindigkeitsregelanlage, die Smartphone-Integration via Apple CarPlay und Android Auto sowie 18-Zoll-Leichtmetallfelgen an Bord. Der Hybrid Essential kostet 32.990 Euro, der Benziner mit Schaltgetriebe ist als Sonderserie bereits für 28.990 Euro zu haben. Tarife, mit denen der KGM Torres beinahe auf das Discounter-Preis-Niveau des Dacia Bigster kommt. Gleichzeitig ist der Asiate aber deutlich größer und bringt eine Neuwagengarantie für den Zeitraum von fünf Jahren ab Erstzulassung (bis zu einer Laufleistung von 100.000 Kilometern) mit.
Vergleich mit dem Hyundai Tucson

Zur Einordnung der Torres-Tarife ziehen wir stellvertretend den Preis-Vergleich zum Hyundai Tucson Hybrid. Der Landsmann des KGM hat einen Vollhybrid mit 176 kW / 239 PS Systemleistung, eine Sechsstufen-Automatik und ebenfalls Frontantrieb.
In der Basisausstattung namens Select startet der Tucson Hybrid bei 40.740 Euro. Zur Serienausstattung gehören hier u.a. ein Navigationssystem, Regensensor, Einparksensoren an Front und Heck sowie die Rückfahrkamera. Der vergleichbare Torres Hybrid Bliss ist mit einem Listenpreis von 39.390 Euro knapp günstiger, der Abstand zum Hyundai beträgt 1.350 Euro. Auch Hyundai bietet eine Neuwagengarantie über fünf Jahre, verzichtet dabei aber auf die Kilometerbegrenzung. Der KGM Torres Essential Hybrid unterbietet den Hyundai Tucson Select um 7.750 Euro. Rabatte dürften dabei jedoch nur in einem geringen Maß möglich sein, genaues Vergleichen der Händlerangebote kann ich lohnen.
Fazit

Der KGM Torres fuhr bisher stets etwas unter dem Radar von SUV-Interessenten. Wer sich, beispielsweise nach einer Probefahrt beim Händler, mit dem Auto beschäftigte, dürfte als Vielfahrer den Spritverbrauch des Benziners bemängeln. Abhilfe kommt jetzt mit dem neuentwickelten Hybridantrieb. Das System gefällt mit guten Manieren, zudem fährt der Koreaner damit deutlich sparsamer. Die überarbeiteten Dämpfer und der damit einhergehende verbesserte Fahrkomfort sind ein angenehmer Nebeneffekt.
Im Vergleich zum Automatik-Benziner hält sich der Hybrid-Aufpreis mit 1.800 Euro in Grenzen. Diese Mehrkosten dürfte man zwar nicht ausschließlich durch die Spritersparnis wieder hereinholen, aber mutmaßlich größtenteils durch einen besseren Wiederverkaufswert. Zum Preis-Knaller wird der Torres, unabhängig von der Wahl der Motorisierung, vor allem als Sondermodell Essential. Zum Preis von 32.990 Euro für den Hybrid fehlt es hier an fast nichts. Mehr bieten die höheren Ausstattungslinien. Wer als Autofahrer lieber direkt auf einen Elektroantrieb umsteigen will, der findet im Verkaufsraum des KGM-Autohauses den Torres EVX.
Technische Daten
KGM Torres Hybrid
- Antriebsart
- Hybrid
- Antrieb
- Frontantrieb
- Abgasnorm
- Euro 6e
- Hubraum
- 1.498 ccm
- Anzahl und Bauform Zylinder
- 4 in Reihe
- Maximale Leistung kW / PS
- 110 kW / 150 PS bei 5.500 U/min
- Max. Drehmoment
- 220 Nm bei 2.400 - 4.200 U/min
- Elektromotor: Maximale Leistung kW
- 130 kW (177 PS)
- Elektromotor: Maximales Drehmoment
- 300 Nm
- Systemleistung: kW / PS
- 150 kW / 204 PS
- Batterie
- 1,83 kWh
- Batterie: Typ
- LFP (Lithium-Eisenphosphat)
- Tankinhalt
- 50 Liter
- Höchstgeschwindigkeit elektrisch
- 100 km/h
- Höchstgeschwindigkeit
- 180 km/h
- Norm-Verbrauch auf 100km
- 6,1 Liter
- Verbrauch real auf 100km
- 6,6 Liter (lt. Bordcomputer)
- Kofferraumvolumen
- 703 - 1.662 Liter
- Reifenmarke und –format des Testwagens
- Nexen Roadian GTX 245/45 R20
- Leergewicht
- 1.670 kg
- Anhängelast (gebremst)
- 1.300 kg
- Länge / Breite / Höhe
- 4.705 / 1.890 / 1.720 mm
- Basispreis Baureihe
- 28.990 Euro (Benziner 1.5 T-GDI Sondermodell Essential)
- Basispreis Modellvariante
- 45.890 Euro (Hybrid Lux)
- Testwagenpreis
- 48.690 Euro