Nissan Qashqai e-Power Test und Vergleich

Nissan Qashqai e-Power Test und Vergleich Einer spart beim Preis, der andere beim Sprit

11:04 Min.

Wie sparsam ist der neue Hybrid im Nissan Qashqai? Test und Vergleich mit dem Vorgänger.

Außen noch frisch, innen ganz neu. Rund ein Jahr nach dem umfangreichen Facelift, das dem Nissan Qashqai eine aktualisierte Optik brachte, ersetzen die Japaner beim e-Power-Modell den Hybridantrieb durch ein komplett neues System.

Nissan setzt bei der Elektrifizierung weiterhin auf ein serielles Hybridsystem. Dabei treibt ein Elektromotor die Vorderräder an. Einen direkten Antrieb des Verbrenners unter der Haube zur Achse gibt es nicht. Der Dreizylinder arbeitet als Kraftwerk an Bord und liefert Energie für die E-Maschine. Der vollständig neue Hybridantrieb versteckt sich dabei nicht nur unter der bekannten Qashqai-Hülle, sondern auch hinter identischen Leistungswerten wie zuvor.

Gleiche Daten, neuer Antrieb

140 kW (190 PS) stellt der Elektromotor maximal zur Verfügung. Im Sportmodus wird die Leistung erstmals auf 151 kW (205 PS) erhöht. Nur dann steht das maximale Drehmoment von 330 Newtonmetern bereit, das auf dem Niveau des noch aktuellen e-Power liegt, im Standard-Modus sinkt es leicht auf 311 Newtonmeter. Der Elektromotor, den Nissan auch im neuen Leaf einsetzt, steckt als 5-in-1-Bauteil gemeinsam mit Generator, Wechselrichter sowie Untersetzungs- und Übersetzungsgetriebe in einem kompakten Gehäuse. Das spart, Herstellerangaben zufolge, 28 Kilogramm Gewicht ein. Unverändert bleibt der Lithium-Ionen-Akku mit 2,1 kWh Speicherkapazität.

Der 1,5 Liter große Dreizylinder-Benziner leistet, wie der Vorgänger, 116 kW / 158 PS. Auch er ist eine Neuentwicklung. Dank eines optimierten Brennverfahrens soll der thermische Wirkungsgrad auf 42 Prozent gestiegen sein. Auf die variable Verdichtung wird künftig verzichtet, dafür sorgt ein größerer Turbolader für niedrigere Drehzahlen und damit nicht nur für ein geringeres Geräuschniveau bei höheren Geschwindigkeiten, sondern auch für mehr Treibstoffeffizienz. Außerdem wird künftig ein spezielles Schmieröl (0W16) dazu beitragen, dass die Wartungsintervalle von 15.000 auf 20.000 Kilometer verlängert werden – jedoch weiterhin spätestens alle 12 Monate.

Die beiden Antriebe unterscheiden sich auch optisch - aber nur unter der Motorhaube.

Ziemlich viel Aufwand also, den Nissan bei der Aktualisierung des e-Power-Antriebs im Qashqai betreibt. Die Maßnahmen sollen nicht nur zu mehr Fahrkomfort führen, sondern vor allem den Verbrauch senken. 4,5 Liter je 100 Kilometer sind der WLTP-Normwert für das neue Modell, 5,2 bis 5,3 Liter beim aktuellen. Die CO2-Emissionen sollen pro Kilometer von 116 bis 120 auf 102 Gramm sinken.

Wir geben uns nicht mit der Theorie zufrieden. Es gilt, die möglichen Vorteile des neuen Nissan Qashqai e-Power zu erfahren. Nicht nur auf einer kurzen Runde im Rahmen einer Fahrveranstaltung. Stattdessen bietet sich die exklusive Möglichkeit, den neuen Antrieb im mehrtätigen Alltagstest in Deutschland auf Herz und Nieren zu prüfen. Damit nicht genug. Zusätzlich zum dunkelgrün lackierten Vorserienexemplar des 2026er-Modells steht auch der noch aktuelle Qashqai e-Power zum Vergleich bereit.

Der Verbrauch sinkt

Am Ende der Verbrauchsrunde zeigen Bordcomputer und Tankrechnung den gleichen Wert: 4,5 l/100 km beim neuen Qashqai e-Power.

Als Vollhybrid lädt der Nissan seinen Akku während der Fahrt auf, kann und muss also nicht mit einem Kabel an eine Steckdose oder an eine Wallbox gehängt werden. Bei vollem Stromspeicher gelingt das lokal emissionsfreie Fahren ohne Zuschalten des Benzinmotors auch über weitere Strecken. Dabei zeigt sich die verbesserte Energieeffizienz der neuen E-Maschine. Innerorts legt der neue Qashqai e-Power bei sachter und vorausschauender Fahrweise auch problemlos drei Kilometer auf diese Art und Weise zurück, mit dem aktuellen Serienauto (der im serienmäßigen „Fuji Sunset Red“ lackierte Wagen) sind auf den gleichen Strecken bei identischen Bedingungen rund 1,5 Kilometer rein stromernd zu schaffen.

In beiden Fällen ist der Start des Dreizylinder-Benziners bei niedrigen Drehzahlen kaum hör- und nicht spürbar. Hier haben die Ingenieure in Japan ganze Arbeit geleistet, um Vibrationen oder Rucke zu vermeiden. Im steten Wechselspiel des Antriebs sollte man schon den Energiefluss-Livestream der Cockpit-Anzeigen im Auge behalten, wenn man stets umfassend informiert bleiben will. Vor Kreuzungen und Abzweigungen hilft die per Tastendruck aktivierbare e-Pedal-Funktion mit verstärkter Rekuperation beim Sparen von Strom und Sprit. Mit ihr lässt sich der in Großbritannien gebaute Japaner annähernd bis zum Stillstand verzögern.

Nissan Qashqai e-Power: Der Vergleich im Video

Beide Qashqai schicken wir auf eine 116,5 Kilometer lange Verbrauchsrunde, die mit etwa zehn Prozent Stadtverkehr, 50 Prozent Landstraßenstrecken und 40 Prozent Autobahn mit maximal 140 km/h realitätsnäher konzipiert ist als die WLTP-Messung. Die Durchschnittsgeschwindigkeit über die Gesamtdistanz liegt bei bis zu 54 km/h.

Mit 5,0 Litern je 100 Kilometer bleibt der rote Nissan Qashqai, also das Auto in der aktuell erhältlichen Konfiguration, leicht unter dem Normverbrauch. Seinen Meister findet er in der neuen e-Power-Generation: Mit 4,5 Litern auf 100 Kilometer löst sie ihr Versprechen ein und senkt den Durst deutlich. Beide Tests wurden im „Standard“-Fahrmodus mit aktivierter Klimaanlage gefahren.

Über die e-Pedal-Taste in der Mittelkonsole wird die Energie-Rekuperation erhöht.

Auch im normalen Alltagsverkehr zwischen Supermarkt, Sportverein und Geschäftsterminen zeigt sich der Verbrauchsvorteil. Über mehrere hundert Kilometer pendelt sich der Durchschnitt beim neuen Qashqai e-Power bei 5,0 Liter je 100 Kilometer ein. In der gleichen Disziplin zeigt sich auch das aktuelle Modell sehr sparsam, mit 5,5 Litern aber etwas durstiger. Die Änderungen an Elektro- und Verbrennungsmotor zeigen also ihre Wirkung. Dazu kommt, dass die neue Generation des Hybriden in der Tat etwas leiser arbeitet. Innerorts mit geringen Geschwindigkeiten ist das weder subjektiv spürbar noch messbar. Aber auf der Landstraße und auch auf der Autobahn bleibt der neue Dreizylinder viel weiter entfernt im Hintergrund. Dieses Empfinden zeigt auch das Schalldruck-Messgerät (siehe Video).

Da leicht reduzierte Drehmoment ist im Alltag nicht spürbar. Unverändert bleiben die Daten zu den Fahrleistungen. In 7,9 Sekunden beschleunigt der Nissan Qashqai e-Power aus dem Stand auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei elektronisch begrenzten 170 km/h. In Vorbereitung dieses Vergleichs konnten wir ein weiteres Exemplar des neuen e-Power-Modells auf einer abgesperrten Teststrecke in Frankreich ausprobieren. Diese Umgebung bot die Möglichkeit, den Sport-Fahrmodus umfassend auszuprobieren. Die dann um 11 kW (15 PS) erhöhte Motorleistung sowie das Drehmoment von 330 statt 311 Newtonmetern sind auf dem Rundkurs im direkten Vergleich spürbar, beispielsweise beim Herausbeschleunigen aus Kehren und Kurven. Im Hybrid-Alltag dürfte das aber keine Rolle spielen, da man hier doch eher einen geringen Verbrauch als neue Bestzeiten auf dem Weg zum Ziel im Fokus hat.

Einfache Bedienstruktur

Keine Rätsel im Cockpit: Digital ist der Qashqai auf der Höhe der Zeit, bietet gleichzeitig eine herrlich analoge Bedienung.

Der Qashqai um den Antrieb herum fährt unverändert ins neue Modelljahr. Erst im Sommer 2024 bekam der Bestseller der Marke ein Facelift mit neuer Front und Google-Software für das Infotainmentsystem. Geblieben ist somit auch der hohe Fahrkomfort. In der getesteten N-Design-Ausstattung mit serienmäßigen 20-Zoll-Felgen stolpert das Fahrwerk bei niedrigem Tempo manchmal etwas unbeholfen über Querfugen und Wurzelaufbrüche, spätestens am Ortsausgang liefert die Abstimmung von Federn und Dämpfern aber keinen Anlass zur Kritik.

Fahrer und Beifahrer freuen sich über großzügige Platzverhältnisse auf bequemen Sitzen, während das Raumangebot im Fond auf gutem Durchschnittsniveau liegt. Andere Kompakt-SUV bieten hier mehr, erkaufen sich das Plus aber durch ein stetig wachsendes Karosserieformat. Der Nissan Qashqai bleibt mit 4,43 Metern Länge schön handlich, auch beim Parken auf Stellplätzen oder in der Normgarage. Der Kofferraum fasst 455 Liter inklusive dem Kellerabteil unter dem doppelten Ladeboden. Dieser lässt sich als Raumteiler aufstellen, was nicht nur beim Wochenendeinkauf sehr nützlich ist. Die Lehne der Rücksitzbank lässt sich im Verhältnis 1/3 zu 2/3 nach vorne umklappen, was das maximale Ladvolumen auf 1.440 Liter erhöht. Geschickt gelöst ist die Ausformung von Lehne und Sitzfläche, die nach dem Vorklappen einen fast ebenen Boden ermöglichst.

Viele Tasten und Knöpfe im Multifunktionslenkrad und unter dem Infotainment-Touchscreen erleichtern die Bedienung. Das gilt auch die die Zweizonen-Klimaautomatik mit eigenem Modul im Souterrain des Cockpits. Zur umfänglichen Nutzung der Google Services an Bord muss man sich mit einem Account anmelden. Alternativ lassen sich Apps vom Smartphone nutzen. Android Auto und Apple CarPlay werden ohne Kabelverbindung integriert, das Endgerät kann während der Fahrt in der Mittelkonsole induktiv Strom fassen (ab Ausstattungsline N-Connecta).

Beim Qashqai N Design kann man ein Head-up-Display als Teil eines Optionspakets dazubuchen, ab der Ausstattungslinie Tekna gehört die Anzeige fahrrelevanter Daten im Blickfeld des Piloten zur Serienausstattung.

Marktstart und Preis

Den Absatz des aktuellen Modells fördert Nissan im Moment mit bis zu 7.750 Euro Preisnachlass.

Der neue Hybridantrieb im Nissan Qashqai dürfte im Herbst 2025 an den Start rollen. Preise für die neue Variante sind noch nicht bekannt. Der noch aktuelle Qashqai e-Power kostet regulär ab 39.930 Euro. Unser Testwagen startet in der Linie N-Design bei 46.270 Euro. Mit dem Komfortpaket inklusive Head-up-Display, elektrischer Heckklappe und Memory-Funktion für den Fahrersitz sowie BOSE-Soundsystem klettert der Listenpreis auf 48.170 Euro.

Den Absatz des Qashqai e-Power kurbelt Nissan jedoch aktuell mit einer Hybridprämie an, die je nach Ausstattungslinie und Händlerstandort variieren kann. Beworben wird das zweite Niveau N-Connecta mit einem Preisnachlass in Höhe von 7.750 Euro, der Preis sinkt somit von 43.000 auf 36.250 Euro. Das Basismodell Acenta kann man mit 5.590 Euro Rabatt rechnerisch ab 34.340 Euro bekommen. Die Förderangebote gelten, so die Website des Herstellers, bis Mitte Oktober 2025. Danach dürfte der Modellwechsel stattfinden.

Weiterhin im Angebot bleibt der Nissan Qashqai als Mildhybrid mit 1,3 Liter großem Vierzylinder-Benziner und 140 oder 158 PS. Die Baureihe startet zu Preisen ab 34.290 Euro. Allradantrieb gibt es in der 158 PS starken Version in Verbindung mit stufenloser Xtronic-Automatik ab 42.300 Euro.

Fazit

Der neue Antrieb ist sparsamer und komfortabler - Schnellentschlossene machen dafür mit dem aktuellen Modell einen guten Deal.

Auch wenn man es dem erst vor Jahresfrist umfangreich gelifteten Nissan Qashqai e-Power nicht ansieht: Der Hersteller hat enorm viel Arbeit in den neuen Antriebsstrang gesteckt. Der ausführliche Test mit Vergleichsfahrten zum aktuellen Modell zeigt, dass die Bemühungen Früchte tragen. Der neue Hybrid verbraucht einen halben Liter weniger Sprit auf 100 Kilometer und fährt ruhiger.

Gleichzeitig lässt sich der bald auslaufende e-Power-Antrieb nicht zum alten Eisen stempeln. Auch er erlaubt eine effiziente und komfortable Art der Fortbewegung. Vor allem die Preisnachlässe zur Verkaufsförderung dürften manche Kaufabsicht erleichtern und beschleunigen.

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Technische Daten
Nissan Qashqai e-Power (Modelljahr 2026)

Antriebsart
serieller Hybrid-Benziner
Antrieb
Frontantrieb
Hubraum
1.497 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder
3 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS
116 kW / 158 PS
Max. Drehmoment
250 Nm
Elektromotor: Maximale Leistung kW
140 kW (190 PS) | Im Sportmodus 151 kW (205 PS)
Elektromotor: Maximales Drehmoment
311 Nm | Im Sportmodus 330 Nm
Batterie
2,1 kWh
Batterie: Typ
Lithium-Ionen
Tankinhalt
55 Liter
Beschleunigung 0-100 km/h
7,9 Sekunden | Im Sportmodus 7,6 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit
170 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km
4,5 Liter
Verbrauch real auf 100km
5,0 Liter | Verbrauchsrunde 4,5 Liter
Reichweite im Alltag
980 Kilometer
Kofferraumvolumen
455 - 1.440 Liter
Anhängelast (gebremst)
750 kg
Länge / Breite / Höhe
4.425 / 1.835 / 1.625 mm
Text: Bernd Conrad
Bilder: Matthias Gill, Bernd Conrad