Der neue Renault Clio im ersten Check mit Sitzprobe, auch als Video-Revew.
Renault stellt auf der Messe IAA Mobility die sechste Generation des Kleinwagens Clio vor. Trotz des kompakten Formats ist der Fünftürer ein ganz Großer. Seit 1990 wurden insgesamt über 17 Millionen Clio in 120 Ländern verkauft. In Europa war der Clio im ersten Halbjahr 2025 das meistverkaufte Auto. Der neue Clio kommt wieder als Verbrenner mit und ohne Elektrifizierung, künftig buhlt der in der Kleinwagenklasse zusammen mit dem elektrischen Renault 5 um Kunden.
Erstes Date mit dem Clio
Schon beim ersten Kennenlern-Termin in einem Fotostudio beweist die Clio-Neuauflage die Kompetenz seiner Designer. Man entdeckt viele neue Ideen bei Proportionen und Details. Gleichzeitig dürfte der Bestseller Bestandskunden nicht verschrecken. Gute Voraussetzungen also, um die Erfolgsgeschichte weiterzuschreiben.
Im Vergleich zum Vorgänger legt der Renault Clio um 67 Millimeter in der Länge zu, die Karosserie ist knapp 4,12 Meter lang. Außerdem ist die sechste Generation mit 1,77 Metern um 39 Millimeter breiter und mit 1,45 Metern um 11 Millimeter höher. Schwarze Radlaufleisten, die bei der Basis mattschwarz ausgeführt und bei den höheren Linien glänzen, kaschieren den Höhenzuwachs. Der Radstand wächst um bescheidene acht Millimeter.
Der Check im Video
Neues gibt es schon an der Front zu entdecken. Die Scheinwerfer liegen nicht mehr unter einem großen, plan abschließenden Abdeckglas. Die Linse sitzt nach hinten versetzt in einer dunkelgrauen Abdeckung. Die unten Lufteinlässe im breiten Stoßfänger werden seitlich von den Tagfahrlicht-Leisten begrenzt. Der eigentliche Kühlergrill fällt überraschend schmal aus und steht steil im Fahrtwind. Der Rhombus, das Markenlogo, wiederholt sich stilistisch in der Gitterstruktur des Grills und der Einlässe im Stoßfänger. Die Motorhaube ist stark akzentuiert, während im Profil klare Flächen dominieren. Ein auffälliges Detail sind die ausgeprägten Seitenschweller. Schon traditionelle Clio-Elemente sind die Fond-Türgriffe in den C-Säulen, vorne gibt es solide Bügel zum Öffnen und Schließen.
Die Heckscheibe steht deutlich flacher als beim Vorgänger, was für einen insgesamt sportlicheren Look sorgt. Ein Dachspoiler und die deutlich sichtbare Abrisskante unter dem Scheibenwischer fallen sofort ins Auge, ebenfalls die Rückleuchten. Auch an diesem Ende der Karosserie haben die Gestalter das Lichtdesign neu interpretiert. Anstelle breiter Leuchten trägt der neue Clio vier einzelne Elemente, zwei auf jeder Seite. Eine die breite des Fahrzeugs betonende Optik wird mit entsprechenden Einbuchtungen im Blech dennoch erreicht. Zentral auf der Kofferraumklappe prangen das Markenzeichen und der Clio-Schriftzug. Beides ist bei der Topversion mit dem Namen Esprit Alpine in grau ausgeführt, bei den anderen Linien in Silber.
Den neuen Renault Clio wird es in sieben verschiedenen Lackfarben geben. Neu im Programm sind „Absolut-Rot“ (hier auf den Fotos und im Video zu sehen) und „Absolut-Grün“. Alternativ wird es die Lack-Klassiker Schwarz, Grau, Silber, Weiß und Blau geben.
Das Volumen des Kofferraums ist identisch mit dem des Vorgängers. Mit 391 Litern bei aufgestellter Lehne bietet auch der neue Clio viel Platz für das Gepäck. Die Höhe der Ladekante wurde, Angaben des Herstellers zufolge, um vier Zentimeter abgesenkt. Dennoch muss das Transportgut auch künftig über den breiten Stoßfänger und die hohe Innenkante gewuchtet werden.
Im Fond sind klassengerechte Platzverhältnisse vorhanden. Es gibt geräumigere Mitbewerber, dennoch dürfte der Knieraum für Menschen bis rund 1,75 Meter mehr aus ausreichen. Beim größeren Autor (1,92 m) wird es dann enger, auch für den Kopf. Sehr gut gelöst wurde der Zugang zu den Isofix-Bügeln auf den Außenplätzen über Klappen. In der Mittelkonsole wurde ein 12V-Stromanschluss platziert. Um Endgeräte mit USB-Kabel zu laden, muss man hier also einen der überall erhältlichen Adapter einstecken. Lüftungsdüsen für die zweite Reihe bietet leider auch der neue Clio nicht.
Google Inside: das Interieur

Vorne sitzt man bequem. Der Beifahrersitz ist nur in der höchsten Ausstattungslinie Esprit Alpine auch in der Höhe verstellbar, der für den Fahrer auch schon in der Basis. Über den Becherhaltern in der Mittelkonsole sorgt eine klappbare und per Magnet arretierbare Abdeckung für Ordnung. Sie erinnert in Optik und Machart an das entsprechende Teil in einigen aktuellen Stellantis-Modellen (z.B. Jeep Avenger), ist aber am vorderen Ende fest arretiert. Davor kann, im Clio Esprit Alpine, ein Smartphone induktiv geladen werden.
Die Türverkleidungen, je nach Ausstattung mit Textileinlage oder Alcantara-Dekor (Esprit Alpine) wirken wohnlich. Ein schönes Detail ist die kleine, hinterleuchtete Einlage aus transparentem Kunststoff am Ende des Dekors. Dessen Material ist auch im Armaturenbrett zu finden. Die Display-Gestaltung entspricht der in allen aktuellen Modellen der Marke Renault. Auch im neuen Clio findet man sich also sofort zurecht. Eine gut erreichbare und gewohnt hochwertig ausgeführte Leiste mit Kippschaltern auf der zum Fahrer geneigten Mittelkonsole erlaubt den direkten Zugriff auf die Funktionen der Einzonen-Klimaautomatik.
Das 10-Zoll-Display für das Infotainmentsystem ist serienmäßig. Ab der zweiten Linie Techno wird im Werk Google-Software auch für Anwendungsprogramme aufgespielt. Google Maps führt mit Echtzeit-Verkehrsdaten zum Ziel, der Google Assistant steht als Sprachsteuerung zur Verfügung. Über den Play Store kann man weitere Apps herunterladen, aktuell stehen 100 Programme zur Verfügung. Ein Datenpaket mit 2 GB pro Monat ist für die ersten drei Jahre nach Erstzulassung bzw. bis zum Ende eines Leasingvertrags gratis. Die später folgenden Kosten eines entsprechenden Abos sind noch nicht bekannt.
Zusätzlich oder alternativ kann man, auch schon beim Basis-Clio ohne Google-Programme, Inhalte vom Smartphone via Apple CarPlay oder Android Auto auf dem Display anzeigen lassen. Die Konfiguration der Google-Navigationskarte im ebenfalls zehn Zoll großen Kombiinstrument ist jedoch nur mit dem im Auto installierten Routenführer möglich. Die Grafik und die mögliche Varianz der Anzeigen ist aus R5 und Co. bekannt. Das gilt auch für den Audio-Bediensatelliten rechts hinter dem Lenkrad. Er teilt sich den Platz hier mit dem Lenkstockhebel für die Scheibenwischer und, bei den Automatik-Varianten, mit dem Fahrstufenschalter. Da muss man schon treffsicher sein oder genau hinsehen, um Fehlbedienungen auszuschließen.
Unterschiedliche Fahrmodi, bei Renault Multi Sense genannt, können über den Infotainment-Touchscreen oder eine Taste im Lenkrad aktiviert und konfiguriert werden. Optional wird ein Harman/Kardon-Soundsystem mit 410 Watt Leistung eingebaut.
Motoren mit 115 und 158 PS

Den Renault Clio wird es in zwei Motorvarianten geben. Ein 1,2 Liter großer Dreizylinder-Benziner mit Turboaufladung und 85 kW / 115 PS stellt den Einstieg dar. Als Alternative zum manuellen Schaltgetriebe wird eine Doppelkupplungsautomatik bestellbar sein. Das maximale Drehmoment liegt bei 190 Nm, in 10,1 Sekunden beschleunigt der Benziner aus dem Stand auf 100 km/h. Der WLTP-Normverbrauch soll bei 5,0 bis 5,1 km/100 km liegen. Weitere technische Daten sind noch nicht bekannt.
Der Renault Clio Full Hybrid E-Tech 160 hat den aktuellen Vollhybridantrieb mit einer Systemleistung von 158 PS an Bord. Das System wurde von Horse Powertrain entwickelt. An diesem Unternehmen sind neben Renault auch Geely aus China und der saudi-arabische Ölkonzern Aramco beteiligt. 80 kW / 109 PS leistet der 1,8 Liter große Vierzylinder-Benziner. Er teilt sich die Arbeit mit einem Elektromotor, der auf 36 kW (49 PS) kommt. Als dritte Maschine ist ein Generator mit 15 kW (20 PS) mit von der Partie, der das Zusammenspiel orchestriert. Der Benziner bringt 172 Newtonmeter Drehmoment, dazu kommen 205 Elektro-Nm. Der Akku, der während der Fahrt durch Rekuperation und beim Bremsen geladen wird, hat eine Speicherkapazität von 1,4 kWh. Renault stellt einen Verbrauch von 3,9 l/100 km in Aussicht, was CO2-Emissionen von 89 g/km entspricht. Im Stadtverkehr soll man, unter idealen Bedingungen, 80 Prozent der Zeit rein elektrisch und damit lokal emissionsfrei zurücklegen können, die Gesamtreichweite liegt bei 1.000 Kilometern.
Das Multi-Mode-Getriebe mit insgesamt 15 Übersetzungen (davon zwei für das rein elektrische Fahren und vier für den Verbrenner) kümmert sich um die Kraftübertragung. In 8,3 Sekunden soll der Clio Full Hybrid E-Tech 160 auf 100 km/h beschleunigen.
Weitere Motoren soll es bei uns nicht geben. Die aktuelle Basis SCe 62 mit Saug-Benziner ist für den neuen Clio nicht vorgesehen, Diesel haben schon länger ausgedient. Einen batterieelektrischen Antrieb wird man im Clio-Modellprogramm vergeblich suchen. Warum auch – im gleichen Segment hat Renault den R5 erfolgreich etabliert. Mit dem Kleinwagen-Doppel kann der Hersteller eine Vielzahl von Kundenansprüchen erfüllen.
Drei Ausstattungslinien

Die drei Ausstattungslinien für den neuen Clio hören auf bekannte Namen. Der Umfang beim Clio Evolution umfasst u.a. eine Klimaanlage, Parksensoren am Heck, das 10-Zoll-Display mit Smartphone-Spiegelung und Textildekor im Cockpit. Eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage und ein Spurhalteassistent sind für die Fahrsicherheit zuständig.
Im Clio Techno kommen die Google-Services (Maps, Assistant, Play Store), Klimaautomatik, Fernlichtassistent, Querverkehrswarner und ein automatisch abblendbarer Innenspiegel dazu. Außerdem beinhaltet die Techno-Ausstattung 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, getönte Scheiben im Fond, eine LED-Ambientebeleuchtung mit 48 unterschiedlichen Farben, eine Mittelarmlehne zwischen den Vordersitzen, schlüssellosen Zugang und eine Rückfahrkamera.
Alcantara an Sitzen, Cockpit und Vordertürverkleidungen, Einparksensoren auch seitlich und an der Front, Totwinkelwarner, ein intelligenter adaptiver Tempopilot, der höhenverstellbare Beifahrersitz und 18-Zoll-Alus gehören zum Clio Esprit Alpine. Diese Linie, die den Namen von Renaults sportlicher Schwestermarke ausleiht, tritt gewohnt dynamisch auf.
Noch vor Ende 2025 sollen die ersten Exemplare des runderneuerten Kleinwagens bei den Händlern ankommen. Preise für den neuen Clio sind noch nicht bekannt. Der Vorgänger startete zuletzt bei 19.350 Euro als SCe 65. Mit 115 PS dürfte der Nachfolger nicht unter 21.500 Euro zu haben sein.
Fazit

Während andere Hersteller sich schrittweise aus dem Kleinwagenmarkt verabschieden, investiert Renault in eine neue Clio-Generation. Der Erfolg gibt den Franzosen recht. Trotz des vorangeschrittenen Alters der Baureihe war der Clio im ersten Halbjahr 2025 das meistverkaufte Auto Europas.
Ende 2025 startet der neue Clio mit frischem, eigenständigem Design. Auch er bekommt jetzt die aktuelle Infotainment-Generation mit Google-Diensten. Es bleibt beim ausreichenden, aber nicht üppigen Platzangebot. Der Basis-Benziner entfällt, künftig gibt es einen 115 PS starken Dreizylinder und den auf 158 PS Systemleistung erstarkten Vollhybrid.
Unser erster Check des neuen Renault Clio mit erster Sitzprobe unterstreicht den guten Eindruck, den das Auto auf ersten Bildern gemacht hat. Schon vor der ersten Testfahrt kann man sicher sein: Die Clio-Erfolgsgeschichte wird auch mit der sechsten Generation fortgesetzt.