Was kann die Basis? Der Kia Picanto 1.0 im Alltagstest mit Video-Review.
Die koreanische Hyundai Motor Group schwimmt mit ihrer Modellpolitik gegen den Strom: Während die meisten etablierten Hersteller das Kleinwagensegment aufgrund geringer Gewinnmargen und komplizierter Zulassungsanforderungen verlassen, halten die Koreaner mit den Marken Hyundai und Kia am A-Segment fest. Nicht nur mit dem neuen, elektrischen Hyundai Inster , sondern weiterhin auch mit günstigen Verbrennern in Form des Hyundai i10 und des Kia Picanto.
Der Picanto im Video
Die 2017 eingeführte, dritte Modellgeneration des kleinen Kia fährt seit 2024 mit einem zweiten Facelift vor. Im Gegensatz zur ersten Modellpflege im Jahr 2020 fielen die Änderungen dieses Mal umfangreicher aus. Neben der neuen Optik an Front und Heck bekam der Kia Picanto auch ein Update bei den Assistenzsystemen, er erfüllt damit die aktuellen EU-Vorschriften.
Im Korea-Knirps bimmelt es also auch ganz unvorzüglich, wenn man das (manchmal richtig erkannte, manchmal phantasierte) Tempolimit überschreitet. Außerdem gibt es einen Müdigkeitswarner und einen aktiven Spurhalteassistenten bereits ab der Grundausstattung. In höheren Niveaus fährt der Picanto dann auch mit Totwinkelüberwachung und Querverkehrswarner vor.
Gegen den Strom fährt Kia mit dem Picanto auch unter der Haube. Zwei Benzinmotoren werden angeboten. Für unseren Alltagstest haben wir das Basismodell mit Einliter-Dreizylinder und 46 kW / 63 PS gewählt. Darüber rangiert im Modellprogramm ein 1,2 Liter großer Vierzylinder mit 58 kW / 79 PS. Beides sind klassische Saugmotoren ohne Elektrifizierung.
Der Fahreindruck
Auf die ungerade Zylinderzahl macht das Arbeitsgeräusch des Benziners im Bug aufmerksam, ohne dabei viele Sympathiepunkte zu verspielen. Der kleine Verbrenner legt sich ins Zeug und dreht frei raus, ohne sportliche Ambitionen an den Tag zu legen. Die Zahnradpaarungen wechselt man mit dem, präzise geführten, Hebel des manuellen Fünfgang-Getriebes ohne großen Kraftaufwand. Wer trotzdem nicht selbst schalten will, kann den Picanto in beiden Motorvarianten gegen 1.000 Euro Aufpreis mit einem automatisierten Schaltgetriebe ordern.
Die Abstimmung des Fahrwerks zeigt eine straffe Grundnote. Mit den 14 Zoll großen Rädern bringt der Koreaner aber dennoch guten Komfort mit, ohne mit zu starken Karosseriebewegungen zu stören. Ein Dynamiker ist der Basis-Kleinstwagen selbstredend nicht. Für die Beschleunigung auf 100 km/h vergehen laut Werksangabe 15,6 Sekunden, bei 145 km/h ist die Höchstgeschwindigkeit erreicht. Im Alltag zwischen Arbeitsstelle, Hobby und Supermarkt völlig ausreichende Werte. Der Benzinverbrauch im Testalltag liegt mit 5,5 Litern je 100 Kilometer nur knapp über dem WLTP-Normwert von 5,2 Litern.
Innenraum und Platzangebot
Im weitestgehend unveränderten Cockpit versammeln sich alle fahrrelevanten Informationen auf einem neuen, serienmäßigen Display hinter dem Lenkrad. Auf der Mittelkonsole beherbergt das acht Zoll große Touchscreen-Modul schon ab der Basis ein Navigationssystem, dessen Kartenmaterial über einen Zeitraum von sieben Jahren ab Erstzulassung kostenlos mit Updates versehen werden kann. Für die Nutzung von Apple CarPlay und Android Auto ist leider noch immer eine Kabelverbindung zum Smartphone nötig. Induktives Laden wird somit kaum vermisst, diese Funktion bietet der Picanto in den höheren Ausstattungen ab Spirit. Die Bedienung der manuellen Klimaanlage gelingt mit großen Drehreglern für Wärmebedarf und Richtung des Luftstroms herrlich einfach, der Klimakompressor wird der Druck auf die A/C-Taste aktiviert.
Die Vordersitze sind üppig dimensioniert, sie bieten auch großen Menschen eine gute Auflagefläche und guten Halt. Eine mehrstufige Sitzheizung ist ab dem Modell Vision Teil der Serienausstattung. Leider lässt sich nur der Fahrerplatz auch in der Höhe einstellen. Das ordentliche Platzangebot wird durch den etwas kurzen Fußraum vorne eingeschränkt. Weil das Lenkrad nur in der Höhe justierbar ist, sitzen große Menschen weiter vorn als eigentlich gewollt. Im Fond gibt es brauchbare Platzverhältnisse für zwei Personen. Eine dritte Person darf nicht mitfahren, zumindest wenn man den Kia Picanto als Viersitzer bestellt hat. In Verbindung mit dem Basismotor sind nur die Varianten Spirit und GT Line Fünfsitzer, beim größeren Motor auch der Picanto Vision.
Der Kofferraum schluckt 255 Liter Gepäck, bei Bedarf lassen sich die Lehnenteile der Rücksitzbank hälftig geteilt nach vorne umklappen. Als Maximalvolumen bei dachhoher Beladung gibt der Hersteller den Wert von 1.010 Litern an.
Das kostet der Kia Picanto
Über die Jahre haben auch die Preise der kleinen Koreaner zugelegt. Als Basismodell Edition 7 ist der Kia Picanto 1.0 nicht unter 16.990 Euro zu haben. Neben dem Navigationssystem, der Smartphone-Integration und beheizbaren Außenspiegeln bringt diese Version auch Einparksensoren am Heck und eine Rückfahrkamera mit.
500 Euro Aufpreis (auf 17.490 Euro) kostet das Upgrade auf die zweite Ausstattungslinie Vision, wie hier am Testwagen. Dafür bekommt man Sitz- und Lenkradheizung, in Wagenfarbe lackierte Türgriffe und 14 Zoll große Leichtmetallfelgen. Die Lackierung in „Signalrot“ kostet, die andere Metallicfarben, 550 Euro mehr. Extras gibt es keine. Mehr Komfortausstattung, Sicherheitsextras wie LED-Scheinwerfer und einen Querverkehrswarner mit Bremseingriff gibt es dann in den Topmodellen Spirit und GT-line.
Fazit
Auch der kleine Koreaner ist als Neuwagen nicht mehr billig, im Verhältnis zum Rest des Markts jedoch eine weiterhin günstige Gelegenheit, Auto zu fahren. Platzangebot und Fahrkomfort laden auch zu längeren Stecken ein, der 63 PS starke Benziner macht einen guten Job. Seine Vorzüge machen den Kia Picanto zum vollwertigen Auto im kleinen Format – ohne großen Stress bei der Suche nach einem Parkplatz oder einer Ladesäule.
Technische Daten
Kia Picanto 1.0 Vision
- Antriebsart
- Benziner
- Antrieb
- Frontantrieb
- Abgasnorm
- Euro 6e
- Hubraum
- 998 ccm
- Anzahl und Bauform Zylinder
- 3 in Reihe
- Maximale Leistung kW / PS
- 46 kW / 63 PS bei 5.000 U/min
- Max. Drehmoment
- 93 Nm bei 3.750 U/min
- Getriebe
- Fünfgang-Schaltgetriebe
- Tankinhalt
- 35 Liter
- Beschleunigung 0-100 km/h
- 15,6 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit
- 145 km/h
- Norm-Verbrauch auf 100km
- 5,2 Liter
- Kofferraumvolumen
- 255 - 1.010 Liter
- Leergewicht
- 981 - 1.078 kg
- Dachlast
- 60 kg
- Länge / Breite / Höhe
- 3.605 / 1.595 / 1.485 mm
- Basispreis Baureihe
- 16.990 Euro
- Basispreis Modellvariante
- 17.490 Euro
- Testwagenpreis
- 18.040 Euro
- Verbrauch real auf 100km
- 5,5 Liter
- Reifenmarke und –format des Testwagens
- Continental WinterContact TS870 175/65 R14