Ab 42.990 Euro: BYD bringt einen Kombi als Plug-in Hybrid zu uns. Alle Infos, auch im Video, und den Fahrbericht gibt es hier!
Das Modellprogramm der chinesischen Marke BYD umfasst, obwohl seit dem Marktstart in Deutschland noch nicht einmal drei Jahre vergangen sind, bereits acht Modellreihen. Sie werden alle batterieelektrisch angetrieben, das Kompakt-SUV BYD Seal U DM-I fährt zusätzlich als Plug-in Hybrid vor.
Der Solist mit Verbrennungsmotor unter der Haube, der im Team mit einer E-Maschine arbeitet, bekommt Verstärkung: Dem SUV wird ein Mittelklasse-Kombi zur Seite gestellt. Sein Name: BYD Seal 6 DM-I Touring. Ja, richtig gelesen: Der Name Touring ist, anders als man vielleicht vermutet, kein von BMW eingetragenes Markenzeichen. Nio nutzt diese Zusatzbezeichnung bereits für die Kombivariante des ET5, 2026 startet der ebenfalls elektrisch angetriebene Toyota bZ4X Touring .
Kombi mit 500-Liter-Kofferraum
Vor der Premiere konnten wir uns die Europa-Version des ersten Kombis von BYD bereits ansehen und liefern hier alle Informationen zum Eindruck der Sitzprobe und die technischen Daten.
Der BYD Seal 6 Touring ist Teil der „Ocean-Linie“ innerhalb des Modellportfolios. Diese Zuordnung beeinflusst das Design mit fließenden Linien und klaren Flächen. In der Tat ist eine bewusste Ähnlichkeit mit der Elektro-Limousine BYD Seal (ohne Zahl, es ist kompliziert) nicht abzustreiten. Schwarze Dachsäulen lassen den Aufbau scheinbar schweben und den Kombi recht kompakt wirken. Das täuscht: Der Seal 6 Touring ist 4,84 Meter lang, 1,88 Meter breit und 1,51 Meter hoch. 500 Liter fasst der Kofferraum, nach dem Umklappen der geteilten Rücksitzlehne steigt das Ladevolumen auf 1.535 Liter. Die elektrische Heckklappe gehört in allen Linien zur Serienausstattung.
Die Sitzprobe

2,79 Meter beträgt der Radstand des chinesischen Kombis. Sein Platzangebot im neuen Kombi, ist ordentlich, ohne jedoch Ambitionen für Rekordmarken im Fond zu zeigen. Die Materialqualität und die Verarbeitung machen einen sehr guten Eindruck. Logisch aufgebaut präsentiert sich das Cockpit, hier mit feststehendem Display – eine Variante mit der Möglichkeit, den Touchscreen ins Hochkant-Format zu drehen, der Comfort-Variante mit größerem Monitor (15,6 statt 12,8 Zoll) vorbehalten sein.
Bei der Bedienung setzt BYD nicht nur auf den berührungsempfindlichen Bildschirm. Hinter der Smartphone-Ablage mit induktiver Ladeschale (50 Watt Leistung) befinden sich auf der Mittelkonsole solide ausgeführte Walzen zum Einstellen der Audio-Lautstärke und des Fahrmodus. Drucktasten erlauben zudem den Wechsel vom elektrischen zum hybriden Fahren und das schnelle Defrosten der Windschutzscheibe. Einzelne Knöpfe und Wippen erleichtern auch im Multifunktionslenkrad die Bedienung. Alle fahrrelevanten Informationen zeigt ein Display hinter dem Lenkrad an. Wie Ozean-Wellen schlängeln sich die Vertiefungen der farblich konfigurierbaren Ambientebeleuchtung durch das Armaturenbrett.
Kleiner Akku in der Basis

Plattform und Antriebsstrang teilt sich der BYD Seal 6 DM-I Touring mit dem SUV-Bruder Seal U. Der Verbrenner unter der vorderen Haube ist ein 1,5 Liter großer Vierzylinder-Benziner mit 72 kW / 98 PS, sein Teamkollege ist ein 145 kW (197 PS) starker Elektromotor mit 300 Newtonmetern Drehmoment. Im Basismodell mit dem Namen Boost wird aus diesem Doppel eine Systemleistung von 135 kW / 184 PS generiert. Überraschend klein fällt der LFP-Akku (Blade-Batterie) aus. Seine Speicherkapazität beträgt gerade einmal 10,08 kWh, was für eine elektrische Reichweite von 50 Kilometer reichen soll. Der Benzinverbrauch nach WLTP-Norm liegt bei 2,6 Litern je 100 Kilometer, die CO2-Emissionen bei 60 g/km. Damit fällt der Basis-Kombi aus der Steuerhalbierung für Firmenwagen und dürfte als preiswertes Einstiegsmodell Familien ansprechen. Wenn die Energie aus dem Akku und die 65 Liter Sprit im Tank komplett verbraucht wurden, soll der Seal 6 DM-I Touring eine Strecke von 1.350 Kilometern zurückgelegt haben. Immerhin: Man muss also selten eine Zapfsäule ansteuern. Der Benzinverbrauch bei leerem Akku wird mit 4,8 l/100 km angegeben.
Der BYD Seal 6 DM-I Touring im Video
Geladen wird abends zuhause oder tagsüber am Arbeitsplatz. Der kleine Akku darf dabei nicht zu sehr gestresst werden, die Leistung liegt bei überschaubaren 3,3 kW über eine Phase. In drei Stunden soll, den Werksangaben zufolge, der Füllstand der Batterie von 15 auf 100 Prozent gebracht werden. In 8,9 Sekunden soll der BYD Seal 6 DM-I Touring Boost aus dem Stand auf 100 km/h beschleunigen, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 180 km/h.
Eine stärkere Ausbaustufe des Hybridantriebs gibt es in den Ausstattungslinien Comfort Lite und Comfort. Hier passen immerhin 19 kWh Strom in den LFP-Akku, die elektrische Reichweite liegt nach Norm bei 100 Kilometern und die CO2-Emission bei 38 g/km. Damit wird der Kombi aus China also auch für Firmenwagenfahrer interessant, die dann nur 0,5 Prozent des Brutto-Listenpreises als geldwerten Vorteil für die Privatnutzung des Fahrzeugs versteuern müssen. Die Gesamt-Reichweite wird auch hier mit 1.350 Kilometern (Benzinverbrauch bei leerem Akku 5,0 l/100 km) angegeben.
Aus den gleichen Motoren wie im Boost-Modell (Benziner mit 98 PS, Elektro mit 145 kW) gibt es hier, durch eine andere Software-Steuerung, 156 kW / 212 PS Systemleistung. Nullhundert wird in 8,5 Sekunden erledigt, die Höchstgeschwindigkeit ist mit 180 km/h identisch zum Basismodell. Die Ladeleistung des größeren Akkus liegt bei 6,6 kW über eine Phase. In knapp unter drei Stunden soll der Hub von 15 auf 100 Prozent Füllstand erledigt sein, zumindest theoretisch. Aufgrund der Schieflastverordnung wird in Deutschland eine Phase mit maximal 4,6 kW belastet. An einer 22-kW-Wallbox oder einer entsprechenden Ladesäule ist das also meist die maximal mögliche Leistung, an einer 11-kW-Wallbox bleibt es bei rund 3,6 kW über eine der drei möglichen Phasen. Die Comfort-Modelle haben zusätzlich einen CCS-Stecker unter der Ladeklappe. Über ihn kann Gleichstrom mit einer maximalen Leistung von 26 kW gezogen werden. Für den Hub von 30 auf 80 Prozent der Akku-Kapazität (also für knapp unter zehn Kilowattstunden) sollen 23 Minuten vergehen.
Unabhängig von der Batteriegröße bietet der Seal 6 DM-I in jeder Version auch die Möglichkeit, über die V2L-Funktion (Vehicle-to-Load) andere Verbraucher mit Strom zu versorgen. Dabei stellt er eine Ladeleistung von 3,3 kW zur Verfügung.
Die Testfahrt

Nach dem blauen Auto im Studio steht ein weißer Kombi bereit. Mit diesem Exemplar können wir erste Testkilometer sammeln. Dabei nehmen wir Landstraßen, Ortsdurchfahrten, Stadtverkehr und auch Autobahnen im Umfeld von München unter die Räder.
Die Fahrwerksabstimmung prädestiniert den Chinesen als entspanntes Reisefahrzeug. Die Federung ist schluckfreudig, gleichzeitig sorgen Dämpfer mit ausreichend straffer Note für eine ruhig liegende Karosserie auch nach langen Bodenwellen. Schlechte Nebenstrecken bei niedrigem Tempo sind dafür weniger nach dem Geschmack des BYD-Unterzeugs. Über tiefliegende Gullideckel und Querfugen stolpert man manchmal, aber prinzipiell passt auch innerorts der Komfort. Auf längeren Strecken ist für große Menschen am Steuer der recht kurze Fußraum spürbar, man muss die Beine also etwas stärker anwinkeln als einem lieb ist.
Für ordentlichen Vortrieb sorgt der 145 kW starke Elektromotor. Vom Antrieb ist nichts zu hören, auch Wind und Fahrwerk senden keine Geräusche in den gut gedämmten Innenraum. Beim Wechsel in den „HEV“-Modus für hybrides Fahren schaltet sich der Verbrenner mit dazu. Der Übergang ist nur mit spitzen Ohren akustisch wahrnehmbar, oder optisch beim Blick auf die Energieflussanzeige. Nur bei hohen Drehzahlen hebt der Vierzylinder leicht seine Stimme.
Die versprochene E-Reichweite können wir im Rahmen der ersten Testfahrt nicht ausfahren, weshalb wir beim Verbrauch den Angaben auf dem Bordcomputer vertrauen müssen. 15,5 kWh Strom je 100 Kilometer sollen im EV-Modus fließen, rein rechnerisch kämen wir also knapp über 100 Kilometer weit. Beim hybriden Fahren pendelt sich die Anzeige im Display bei 2,6 Liter Benzindurst ein. In einem späteren Alltagstest werden wir den Verbrauch des Plug-in Hybrids mal gründlich testen.
Die Serienausstattung

Nicht nur beim Antrieb, sondern auch beim Ausstattungsumfang unterscheiden sich die einzelnen Versionen. Der Seal 6 DM-I Boost kommt mit 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, Dachreling und elektrischer Heckklappe sowie Einparksensoren am Heck und Rückfahrkamera. Zusätzlich zum 8,8 Zoll großen Kombiinstrument hinter dem Lenkrad gibt es das hochkant montierte, feststehende Infotainment-Display mit Touchscreen-Funktion und einer Bildschirmdiagonale von 12,8 Zoll. Die Vordersitze und die Außenspiegel sind elektrisch einstellbar.
Die Modelle Comfort Lite und Comfort rollen auf 18 Zoll großen Felgen, dazu kommen der etwas stärkere Antrieb und der größere Akku mit CCS-Lademöglichkeit. Zusätzlich zur Boost-Ausstattung sind das Panorama-Glasschiebedach, die Ambientebeleuchtung, ein besseres Soundsystem, die induktive Smartphone-Lademöglichkeit, Lenkradheizung und stärker getönte Scheiben im Fond an Bord. Der einzige Unterschied zwischen Comfort Lite und Comfort liegt in der Größe des Infotainment-Displays: Es kommt im Seal 6 Comfort im 15,6-Zoll-Format.
Das kostet der Kombi

Ende 2025 sollen die ersten Exemplare des neuen Mittelklassemodells an Händler und Kunden ausgeliefert werden. Die Preise beginnen bei 42.990 Euro für das Basismodell Boost. Damit liegt der Seal 6 Touring 3.000 Euro über dem SUV-Modell Seal U DM-I. Das Upgrade zu Comfort Lite mit dem größeren Akku und einer deutlich umfangreicheren Serienausstattung kostet 6.000 Euro, das ganze Auto als 48.990 Euro. Rund ein Jahr nach Marktstart folgt der Comfort mit 15,6-Zoll-Display für 49.990 Euro. Gleichzeitig dürfte der Comfort Lite auslaufen.
Teurer als der Chinese sind die deutschen Plug-in-Hybrid-Kombis, die jedoch auch mehr Platz im Innenraum und einen größeren Kofferraum bieten. Der Skoda Superb Combi iV als Selection mit 150 kW / 204 PS und 19,7 kWh großem Akku (netto) startet bei 51.350 Euro, der technisch identische VW Passat Variant e-Hybrid bei 53.280 Euro. Etwas kompakter (aber nicht im Fond und im Kofferraum) ist der Seat Leon Sportstourer, als Plug-in Hybrid in der Sonderserie Road Edition ab 41.920 Euro zu haben.
Fazit

BYD bringt einen Kombi als Plug-in Hybrid. Der Seal 6 DM-I Touring zeigt ein modernes, klares Design und einen gut verarbeiteten Innenraum mit ordentlichem Platzangebot. Die Technik ist aus dem SUV-Modell Seal U bekannt. Überraschend kleinen fallen die Akkus aus. Das Basismodell mit dem Namen Boost dürfte daher nur Privatkunden ansprechen, da es sich aufgrund der geringen Reichweite nicht für den Steuervorteil bei Firmenwagen qualifiziert. Das gelingt mit den Varianten Comfort Lite und Comfort, deren größere Batterie auch über einen CCS-Anschluss mit Gleichstrom geladen werden kann. Einen ersten Fahrbericht mit weiteren Eindrücken liefern wir bald nach.